Ich bin leider eine Art Sprachkrüppel, ich bin mittlerweile 30 und ich zähle mal meine gröbsten Fehler auf:
- Verwechseln/Wortfindungsstörung: Mit verwechseln meine ich bei Unterhaltungen andauern Wörter zu verwechseln, ich sage Waschmaschine obwohl ich die Spühlmaschine meine, Hose anstatt Pullover, Tomate anstatt Erdbeere.
Außerdem fallen mir oft Wörter nicht ein, ich spreche also einen Satz fast fertig, aber das essentielle Wort des Satzes fällt mir nicht ein, dann gibts eine Pause und ich überlege oder versuche es zu umschreiben. Auf diese Art macht natürlich jede halbwegs spannende oder unterhaltsame Geschichte völlig kaputt. Trauriger Höhepunkt bei der Sache ist, dass es damit fast unmöglich ist eine Fremdsprache fließend zu lernen. Mir macht es sehr Spaß englisch zu hören und zu reden, aber es klappt nicht richtig, wenn man in jedem zweiten Satz ein Wort nicht finden kann.
- Stress: Bei den meisten Dialogen in der Arbeit z.B: wenn man sich auf dem Gang oder sonst wo trifft, fange ich total an zu schwitzen, mein Blutdruck schießt hoch und mein Herz schlägt viel zu fest und schnell, obwohl es nicht den geringsten Grund dazu gibt, da es ja kein Streitgespräch ist oder Ärger gibt. Ich stelle immer wieder fest, dass ich danach zum Teil richtig nass bin.
- Etwas erklären: Wenn ich etwas erkläre, z.B: einen Arbeitsablauf für einen neuen Mitarbeiter oder eine Wegbeschreibung. Ist es mir unmöglich verständlich, kurz, einfach, in einer klaren Struktur und Schritt für Schritt etwas zu erklären. Das heißt ich lasse einen Schritt aus und komme dann erst später dazu, was den Zuhörenden meistens sehr verwirrt. Meistens klappt es, weil ich es dann noch eimal ganz anders erkläre oder die selbe Erklärung noch einmal richtig angeben oder einfach die Fragen, welche durch meine schlechte Erklärung zwangsweise entstehen dann beantworte.
- Diskutieren: Diskutieren habe ich leider nie gelernt, vielleicht habe ich auch dadurch Defizite, weil ich nie Geschwister hatte, mit denen man was ausreden musste oder sich gestritten hat. In einer Diskussion kann ich meine Argumente zwar auflisten und sie begründen, aber wenn meinerseits völlig klar ist, warum ich recht habe, aber der Gegenüber trotz alle dem widerspricht. Werde ich total aggressiv (keine Sorge, nur innerlich) und es kommt nichts mehr vernünftiges aus meinem Mund.
- Ein einfaches Gespräch führen: Das klappt in der Regel klappt gut, oftmals hat man ja bei neuen Kollegen sehr schüchterne oder wortkarge Personen vor sich, dann habe ich kein Problem mich mit der Person zu unterhalten. Der Fehler daran ist nur, dass es keine richtige Unterhaltung gibt, sondern einfach ein Frage/Antwort Spiel, wie mit einem 5-jährigen.
Ich stelle eine Frage und der Gegenüber beantwortet sie relativ kurz und knapp. Wenn Ich mit einer Person alleine bin, klappt das immerhin noch ganz gut. Aber sobald mehrere Personen im Raum sitzen wird es mir total unangenehm zu reden und ich beschränke mich auf das kürzeste.
Mögliche Ursachen:
Förderlich für diese ausgeprägte Sprachstörung könnte meine Konzentrationsschwäche sein, die ist zwar nicht sehr stark ausgeprägt, aber bei gewissen Dingen vor allem beim Lesen und jemanden Zuhören (egal ob ein Gespräch, Radio oder im TV) schalte dann kurzzeitlich einfach mal kurz ab, mitten im Satz und weiß manchmal gar nicht so genau was mein Gegenüber mir gerade erzählt hat. Man lernt, über die Jahre damit umzugehen und sich ganz gut aus den Situationen zu retten, aber trotzdem kann das sehr unangenehm sein.
Die Konzentrationsschwäche macht ich auch dadurch bemerkbar, dass ich immer zu 100% ansprechbar bin, ich kann mich nicht auf eine Sache voll konzentrieren. Man kann mich jederzeit ansprechen und ich kann sofort antworten. Was ja bedeutet, dass ich nicht 100% auf diese Sache konzentriert bin.
Leseschwäche: Meine Eltern sind absolute Leseratten, sie haben in ihrer Jugendzeit ihr ganzes Geld für Bücher ausgegeben, wir haben tausende Bücher zuhause, zu jedem erdenklichen Thema. Und dabei sind sind keine Schundromame oder billige Biografien, sondern richtige Literatur. Ich hatte zu deren Ärgernis, aber leider nie Lust zu lesen, mir macht es bis heute keinen Spaß und ich lese nur eins von 15 angefangenen Büchern fertig.
Dialekt: Anfangs dachte ich immer, dass das mit meinem bayerischen Dialekt zu tun hat, ich bin in Bayern aufgewachsen, mein Vater spricht aller feinstes und dialektfreies hochdeutsch, meine die Mutter aber bairisch. Aber andererseits kenne ich so viele Leute die urbairisch sprechen und sich aller bestens ausdrücken können.
Wer so viel Durchhaltevermögen hat um meinen ganzen Text gelesen zu haben, schonmal vielen Dank. Ich würde mich über ein paar Antworten und Ratschläge wirklich sehr freuen.
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Sprache verbessern (ausdrücken, formulieren, diskutieren)?
Ich oute mich mal als jemand, der durchgehalten hat.
Und gleichzeitig Entschuldigung für die späte Antwort.
Da kommt ja eine ganze Menge zusammen, würde ich sagen. Solche Phänomene des Wörterverwechslens kennen wir aber sicherlich alle in irgendeiner Art und Weise. Dass so etwas unter Stress noch zunimmt oder in Situationen, in denen einen theoretisch viele Menschen beobachten/einem zuhören, ist auch völlig normal.
Wenn man sich aber schon derart Gedanken macht darüber, wie und was man sagen möchte, statt es "einfach" zu sagen (in welcher Form auch immer), dann hat das wohl aber tatsächlich schon eine andere Qualität erreicht.
Natürlich ist nicht jeder ein formvollendeter Rhetoriker (und muss es ja vielleicht auch gar nicht sein), aber wenn ich mich an meinen eigenen Sprachfertigkeiten derart störe, dann würde ich natürlich auch versuchen, etwas dagegen bzw. dafür zu tun.
Treten diese Schwierigkeiten denn nur bei mündlicher Kommunikation auf oder empfindest Du Dich auch beim Schreiben eingeschränkt?

Da kommt ja eine ganze Menge zusammen, würde ich sagen. Solche Phänomene des Wörterverwechslens kennen wir aber sicherlich alle in irgendeiner Art und Weise. Dass so etwas unter Stress noch zunimmt oder in Situationen, in denen einen theoretisch viele Menschen beobachten/einem zuhören, ist auch völlig normal.
Wenn man sich aber schon derart Gedanken macht darüber, wie und was man sagen möchte, statt es "einfach" zu sagen (in welcher Form auch immer), dann hat das wohl aber tatsächlich schon eine andere Qualität erreicht.
Natürlich ist nicht jeder ein formvollendeter Rhetoriker (und muss es ja vielleicht auch gar nicht sein), aber wenn ich mich an meinen eigenen Sprachfertigkeiten derart störe, dann würde ich natürlich auch versuchen, etwas dagegen bzw. dafür zu tun.
Treten diese Schwierigkeiten denn nur bei mündlicher Kommunikation auf oder empfindest Du Dich auch beim Schreiben eingeschränkt?
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Liebe Grüße
Qwerty
Qwerty
Ich bin sehr dankbar für jede Antwort, egal wie spät sie kommt. Ich versuche mich ja schon seit fast zehn Jahren zu verbessern. Ich denke mal, dass mir einfach im Gehirn eine bestimmte Region fehlt. Wenn man über Suchmaschinen recherchiert findet man den ein oder anderen dem es sehr ähnlich wie mir geht.
Wie schon oben beschrieben, am stärksten merke ich selber es, wenn ich einen Arbeitsvorgang erklären muss. Dann muss ich immer wieder während meiner Sätze neu ansetzen, weil ich direkt merke, dass das jetzt unverständlich war oder dass ich einen Schritt ausgelassen habe.
Ich denke mal, es würde mir helfen anderen Leuten Geschichten zu erzählen oder auch für den Anfang einfach nur Witze zu erzählen. Keine großen Märchen, sondern nur ein Erlebnis von letzter Woche. Denn da merke ich gottseidank selbst, dass das so klingt:
Am Freitag war ich zu Besuch bei meiner Oma
Und dann .........................
*Denkpause*
Ahja und dann .........................
Und dann .........................
Dann .........................
Achja, dass habe ich vergessen, dass ist noch einen Schritt weiter vorne passiert..........................
Also und dann.........................
*Denkpause* Genau, dann war .........................
Und Dann .........................
Naja das einzig positive daran ist, dass ich nicht ständig ähm oder äh sage, wie es viele andere Leute machen, aber das macht die Sache ja auch nicht besser.
Wie schon oben beschrieben, am stärksten merke ich selber es, wenn ich einen Arbeitsvorgang erklären muss. Dann muss ich immer wieder während meiner Sätze neu ansetzen, weil ich direkt merke, dass das jetzt unverständlich war oder dass ich einen Schritt ausgelassen habe.
Ich denke mal, es würde mir helfen anderen Leuten Geschichten zu erzählen oder auch für den Anfang einfach nur Witze zu erzählen. Keine großen Märchen, sondern nur ein Erlebnis von letzter Woche. Denn da merke ich gottseidank selbst, dass das so klingt:
Am Freitag war ich zu Besuch bei meiner Oma
Und dann .........................
*Denkpause*
Ahja und dann .........................
Und dann .........................
Dann .........................
Achja, dass habe ich vergessen, dass ist noch einen Schritt weiter vorne passiert..........................
Also und dann.........................
*Denkpause* Genau, dann war .........................
Und Dann .........................
Naja das einzig positive daran ist, dass ich nicht ständig ähm oder äh sage, wie es viele andere Leute machen, aber das macht die Sache ja auch nicht besser.
Beim schreiben funktioniert es wesentlich besser, wobei ich Texte (z.B: E-Mails oder sowas wie Forenbeiträge sehr oft nochmal umstelle, Formulierungen ändere und einfach Fehler ausbessere)Treten diese Schwierigkeiten denn nur bei mündlicher Kommunikation auf oder empfindest Du Dich auch beim Schreiben eingeschränkt?
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Sag mal, kann man sich mit dir auch privat unterhalten? Ich dachte ich bin ein Alien mit meinen Sprachproblem und dachte mir immer, wie soll ich das jemandem erklären und du beschreibst exakt die Schwachstellen die ich habe. Ich fühle mich wirklich schlecht, weil ich alles mögliche versuche um mich zu bessern und trozdem klappt es sehr schleppend.
Wenn du Lust hast, dich zu unterhalten, schreib mir mal eine Email. d.v.30@gmx.de
LG
Wenn du Lust hast, dich zu unterhalten, schreib mir mal eine Email. d.v.30@gmx.de
LG
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Hey, ich hoffe das liest noch wer nach so langer Zeit. Ich habe das Gefühl, dass du genau meine Probleme beschreibst. Geht euch das auch so, dass ihr total Probleme habt vernünftige Gespräche zu führen, beziehungsweise sie am laufen zu halten. Während andere über alles mögliche reden habe ich das Gefühl, dass mir absolut nichts einfällt oder ich einfach auf verschiedenes Wissen nicht mehr zurück greifen kann (bsp die anderen reden über Autos, aber egal wie ich mich anstrenge, kann ich dazu kein Wissen aufbauen. Es bleibt einfach nicht in meinem Gehirn hängen)
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Alle eure Sätze könnten von mir sein, Wort für Wort
Ich denke es liegt bei mir an meiner Unsicherheit; ich möchte immer allen Menschen gefallen und frage mich, was sie über mich denken könnten... Habe zu viele Selbstzweifel und zu wenig Selbstvertrauen, da ich das niemals gelernt habe.

Ich denke es liegt bei mir an meiner Unsicherheit; ich möchte immer allen Menschen gefallen und frage mich, was sie über mich denken könnten... Habe zu viele Selbstzweifel und zu wenig Selbstvertrauen, da ich das niemals gelernt habe.
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Mir ergeht es genauso, jedoch fällt es mir auch schriftlich öfters schwer mich richtig zu formulieren, vor allem wenn es um Bewerbungen geht, da wo es echt darauf ankommt sich gut verkaufen zu müssen. Wenn ich einen Satz schreibe, ändere ich den jedesmal um und denke ich könnte es besser machen, stattdessen mache ich es dann sogar schlimmer und das nervt einem dermaßen... ich weiß aber auch ehrlich gesagt nicht mal woran das liegt 

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