von Daniel Schneider » 04.02.2011, 21:09
Hallo Steffen,
das ist eine interessante Frage, für welche Anredeform man sich entscheidet, wenn die Zielgruppe nicht genauer vorhersehbar ist. Ich würde an Ihrer Stelle vielleicht die Anfrage auch einmal bei einem Stilberatungsforum stellen. Ein Deutschforum ist für eine solche Diskussion eigentlich nicht der optimale Ort, denn das Problem reduziert sich letztlich auf den Aspekt der Höflichkeit: wenn lockerer Umgang angesagt ist, wirkt das "Sie" fehl am Platze, der Angesprochene fühlt sich nicht ernstgenommen; wer jedoch die förmliche Anrede erwartet, wird sich beim "Du" unhöflich behandelt fühlen.
Dass Sie sich mit der neutralen Formulierung nicht anfreunden können, überrascht mich nicht, denn es ist von allen Varianten die „unpersönlichste“ Formulierung. Für eine persönliche Ansprache – gerade z.B. in Dialogen – also eher schlecht geeignet.
Man kann solche Umschreibungen durchaus mal verwenden, gerade wenn es nicht unbedingt auf eine direkte Anrede ankommt und knappe Formulierungen benötigt werden (z.B. auch hier im Forum ganz oben rechts, der Begrüßungstext) und es nicht eindeutig ist, an welche „Gruppe“ man sich richtet.
Doch es bleibt dabei oft der Beigeschmack des „Vorbeiredens“, wenn man nicht direkt angesprochen wird – und der Benutzer fühlt sich in Folge dann eben auch nicht wirklich angesprochen.
Außerdem bleibt die Problematik der potentiellen Unhöflichkeit hier erhalten: „Bitte erneut versuchen“ beispielsweise mag neutral wirken, diese Formulierung entspricht aber auch dem „Kasernenton“ (Befehlsstil!) und kann als solcher aufgefasst werden; mithin also auch nicht gerade die respektvollste Form der Anrede.
Um höflich zu bleiben, bleibt eigentlich nur eine Lösung: die Sie-Form. Denn jemanden zu siezen, der eigentlich erwartet, geduzt zu werden, ist weniger unhöflich als andersherum. Duzen statt Siezen kann dreist und respektlos wirken, Siezen statt Duzen kaum. Vor allem, da davon ausgegangen wird, dass Siezen allgemein üblich ist, wenn nichts anderes vereinbart wurde oder sich aus dem Umfeld ohnehin ergibt. Die Nutzer eines Programmes wissen ja durchaus, dass sie nicht die einzigen Anwender sind und andere eben lieber gesiezt werden.
Eine Ausnahme würde ich da nur machen, wenn die Zielgruppe eben so klar umrissen ist, dass man hier keine Risiko eingeht (Kinder, Jugendliche oder spezielle „Communities“.
Besonders im professionellen Umfeld sollte man jedoch stets die höflichste aller möglichen Formen wählen, und das ist im Deutschen eben nach wie vor die förmliche Anrede. Ein schönes Beispiel liefert hier z.B. eine große „schwedische“ Möbelkette: Achten Sie mal darauf: auch, wenn es offizielle Firmenpolitik ist, den Kunden durchgängig zu duzen (was übrigens durchaus als anmaßend und gerade nicht als familiär wirkend aufgefasst wird), fallen die einzelnen Mitarbeiter im persönlichen Kundenkontakt automatisch wieder ins „Sie“.
2 Sprachversionen pflegen, eine neutrale Version oder erst mal beim Duzen bleiben, bis die Nachfrage für eine förmliche Version da ist?
Wo genügend Platz bleibt für Formulierungen, würde ich zusammenfassend also die Verwendung der förmlichen Anrede empfehlen. Sie wirkt höflicher, respektvoller und professioneller.
Ich hoffe, ich konnte ein wenig weiterhelfen,
Grüße,
Daniel Schneider
Hallo Steffen,
das ist eine interessante Frage, für welche Anredeform man sich entscheidet, wenn die Zielgruppe nicht genauer vorhersehbar ist. Ich würde an Ihrer Stelle vielleicht die Anfrage auch einmal bei einem Stilberatungsforum stellen. Ein Deutschforum ist für eine solche Diskussion eigentlich nicht der optimale Ort, denn das Problem reduziert sich letztlich auf den Aspekt der Höflichkeit: wenn lockerer Umgang angesagt ist, wirkt das "Sie" fehl am Platze, der Angesprochene fühlt sich nicht ernstgenommen; wer jedoch die förmliche Anrede erwartet, wird sich beim "Du" unhöflich behandelt fühlen.
Dass Sie sich mit der neutralen Formulierung nicht anfreunden können, überrascht mich nicht, denn es ist von allen Varianten die „unpersönlichste“ Formulierung. Für eine persönliche Ansprache – gerade z.B. in Dialogen – also eher schlecht geeignet.
Man kann solche Umschreibungen durchaus mal verwenden, gerade wenn es nicht unbedingt auf eine direkte Anrede ankommt und knappe Formulierungen benötigt werden (z.B. auch hier im Forum ganz oben rechts, der Begrüßungstext) und es nicht eindeutig ist, an welche „Gruppe“ man sich richtet.
Doch es bleibt dabei oft der Beigeschmack des „Vorbeiredens“, wenn man nicht direkt angesprochen wird – und der Benutzer fühlt sich in Folge dann eben auch nicht wirklich angesprochen.
Außerdem bleibt die Problematik der potentiellen Unhöflichkeit hier erhalten: „Bitte erneut versuchen“ beispielsweise mag neutral wirken, diese Formulierung entspricht aber auch dem „Kasernenton“ (Befehlsstil!) und kann als solcher aufgefasst werden; mithin also auch nicht gerade die respektvollste Form der Anrede.
Um höflich zu bleiben, bleibt eigentlich nur eine Lösung: die Sie-Form. Denn jemanden zu siezen, der eigentlich erwartet, geduzt zu werden, ist weniger unhöflich als andersherum. Duzen statt Siezen kann dreist und respektlos wirken, Siezen statt Duzen kaum. Vor allem, da davon ausgegangen wird, dass Siezen allgemein üblich ist, wenn nichts anderes vereinbart wurde oder sich aus dem Umfeld ohnehin ergibt. Die Nutzer eines Programmes wissen ja durchaus, dass sie nicht die einzigen Anwender sind und andere eben lieber gesiezt werden.
Eine Ausnahme würde ich da nur machen, wenn die Zielgruppe eben so klar umrissen ist, dass man hier keine Risiko eingeht (Kinder, Jugendliche oder spezielle „Communities“.
Besonders im professionellen Umfeld sollte man jedoch stets die höflichste aller möglichen Formen wählen, und das ist im Deutschen eben nach wie vor die förmliche Anrede. Ein schönes Beispiel liefert hier z.B. eine große „schwedische“ Möbelkette: Achten Sie mal darauf: auch, wenn es offizielle Firmenpolitik ist, den Kunden durchgängig zu duzen (was übrigens durchaus als anmaßend und gerade nicht als familiär wirkend aufgefasst wird), fallen die einzelnen Mitarbeiter im persönlichen Kundenkontakt automatisch wieder ins „Sie“.
[quote]2 Sprachversionen pflegen, eine neutrale Version oder erst mal beim Duzen bleiben, bis die Nachfrage für eine förmliche Version da ist?[/quote]
Wo genügend Platz bleibt für Formulierungen, würde ich zusammenfassend also die Verwendung der förmlichen Anrede empfehlen. Sie wirkt höflicher, respektvoller und professioneller.
Ich hoffe, ich konnte ein wenig weiterhelfen,
Grüße,
Daniel Schneider