Auch wenn das Lokalkolorit sofort ins Auge springt: „Katzensitter“ ist weitaus mehr als nur ein Regionalkrimi. Autorin Sandra Hausser lässt die Polizei in Rüsselsheim ermitteln und spinnt ein spannendes Netz aus miteinander verwobenen Handlungssträngen, das sich immer enger um das Verbrechen zusammenzieht.

Cover Katzensitter

Für die Polizisten Hannah Bindhoffer und Jens Hartmann aus dem „Team Rhein-Main“ entpuppt sich ein Routinefall als Auftakt zu einer psychologisch überaus anspruchsvollen Verbrecherjagd, die den Beamten am Ende alles abverlangt. Auf einmal haben sie es mit einem Psychopathen zu tun, der seine Identität geschickt zu verschleiern weiß.

Der kollegiale Zusammenhalt als Bollwerk gegen die Tristesse des polizeilichen Alltags wird nicht nur einmal auf die Probe gestellt, er muss sich gegenüber Korpsgeist und verkrusteten Strukturen ebenso behaupten wie gegen die Heimtücke des perfiden Verbrechens.

Mit einem ausgesprochenen Gespür für Details lässt die Autorin die Kommissare ermitteln und verknüpft dabei mit viel Hintergrundwissen kriminalistische Polizeiarbeit mit dem kriminologischen Ansatz der Ermittlungen und der investigativ-medizinischen Ursachenforschung der Gerichtsmedizin. Doch nicht nur bei den medizinisch-pathologischen Einzelheiten, gerade auch bei der Darstellung der örtlichen Gegebenheiten hat der Leser zu jeder Zeit das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein. Die Arbeit der Kommissare erreicht eine Tiefe, die andere Kriminalromane oft schmerzlich vermissen lassen.

Der Krimi nimmt Anleihen am Roman noir, mit einer atmosphärisch-düsteren Szenerie, die umso beklemmender wirkt, wenn sie von der Alltagswirklichkeit durchbrochen wird. Die Grenzen, bei denen die Trennlinie zwischen Idylle und Verbrechen verläuft, scheinen zu verschwimmen. Die Kontraste sind es dabei, die das Buch besonders interessant machen, denn die Hauptcharaktere sind sympathisch gezeichnet, wobei die Autorin Kommissarin Hannah in den Mittelpunkt der Erzählung stellt und die Gegensätze zwischen Gut und Böse wiederum deutlich herausarbeitet. Am Ende hat der Leser das Gefühl, nicht nur einen spannenden Krimi gelesen, sondern auch sein Wissen über interdisziplinäre Polizeiarbeit vervollständigt zu haben.

Fehler-Haft.de hatte die Redigierung des „Katzensitters“ übernommen. Wenige Monate nach der Veröffentlichung schaffte das Werk den Sprung ins Midnight-Verlagsprogramm von Ullstein: Neu aufgelegt und vom Verlag entsprechend weiter angepasst, ist es dort unter dem Titel „Tod auf leisen Pfoten“ als E-Book erschienen.

Sandra Hausser: Katzensitter
CreateSpace Independent Publishing, 2016 (Printversion)
ISBN 978-1534717060