Gut, das Heise.de-Forum zählt nicht gerade zu den Primärquellen, wenn es um Fragen der Rechtschreibung geht. Aber hier hat jemand eine interessante These geäußert, wann man das mit Doppel-s schreibt und wann nicht.

(…) da sich 'dass' immer nur auf ein Wort im vorherigen bezieht.
Beispiel: ich wette, dass…

„Ayounke“; im Heise-Forum

sDas ist zwar interessant abgeleitet, aber natürlich trotzdem Blödsinn. Entsprechend wird der Kommentator auch gleich zurechtgewiesen.

Fehler-Haft-Kenner wissen natürlich: dass schreibt man immer nur mit zwei s und das immer nur mit einem. Und wann welches Wort richtig ist, steht hier.

Interessanterweise wird die falsche These aber richtiger, wenn man die Aussage umdreht: „Dass“; schreibt man nämlich, wenn es einen ganzen Satz/Nebensatz verbindet – und „das“; schreibt man oft (aber nicht immer!), wenn man sich auf ein bestimmtes Wort bezieht. Das* zu erkennen ist aber trotzdem nicht immer leicht, deswegen raten wir bei Zweifelsfällen auch weiterhin zur Gegenprobe mit dieses/jenes/welches (= das).

* Ein Beispiel dafür, wo sich „das“; mal nicht auf ein einzelnes Wort bezieht

Da hat jemand etwas falsch verstanden. Wir kaufen keine Doktortitel, wir verkaufen die Korrektur von Doktorarbeiten. Aus einer Mail:

Hallo, erfahren Sie, wie Sie schnell und legal einen Doktortitel führen können!

Na, am einfachsten natürlich, indem man seine Dissertation bei uns korrigieren lässt. 🙂

Das Wort Fehler mit Kühlschrankmagnetbuchstaben geschriebenSo mancher wäre wahrscheinlich sofort bereit, für Onlinejournalismus zu zahlen, wenn dieser wenigstens ein einziges Mal ohne gravierende Rechtschreib-, Interpunktions- und Grammatikfehler daherkommen würde. Heise.de zu einer aktuellen Umfrage:

wollte das deutsche Statistik Portals (…) wissen

Im Schnitt würden die (…) Deutschen 5,45 Euro (…) eine der exemplarisch genannten Seiten ausgeben

Von den 20 bis 29 Jährigen

bei den 20 bis 29-Jährigen

Männer würden (…) mehr Geld geben, als Frauen

Hätte man für diesen Artikel bezahlt – man hätte sein Geld wiederbekommen müssen. Oder Schmerzensgeld.

Studierende bekommen die meisten noch hin, wenn sie Frauen in der Sprache bewusst miteinbeziehen wollen, doch dann hört’s auch schon auf. Ein besonders auffälliges Beispiel, eine Radioreportage über Schauspielstudenten, die kürzlich im RBB-Hörfunk lief, zeigt, dass geschlechtergerechte Sprache in der Praxis gar nicht so einfach umzusetzen ist und manchmal bei Rezipientinnen und Rezipienten ein großes Fragezeichen hinterlässt. Die Rechtschreibfehler des Manuskripts sind zusätzlich kenntlich gemacht.

Shakespeare und Schauspielstudenten
Jedes Kind kennt die Namen „Romeo und Julia“;, der Brite ist Schulstoff im Deutschunterricht – für viele Schüler eventuell mehr Qual als Wahl.

Studenten und Schüler. Was ist mit Schülerinnen und Studentinnen?

(…) Veit Schubert, selbst Schauspieler und Dozent hier[,] arbeitet mit Leonard und Felix aus dem 2. Studienjahr. Veit Schubert verehrt Shakespeare, mit den Studierenden arbeitet er heute an einer Szene aus dem unbekannteren Stück „Zwei Herren aus Verona“;.

Studierenden. Studenten wurde vermieden, obwohl es offensichtlich um zwei männliche Studierende geht.

(…) Und Shakespeare bietet nicht nur alle Grundkonflikte als Spielfutter für Schauspielschüler, sondern in jedem Satz gibt es auch immer gleich die ganze Palette Emotionen (…)

Schauspielschüler. Nun nur noch generisches Maskulinum, das die Schülerinnen mitmeint.

Und das ist zutiefst menschlich und trifft die Schauspielstudierenden in ihrer Lebenswelt (…)

Jetzt sind es auf einmal Schauspielstudierende, weibliche Schauspielschüler gleichberechtigt miteinbezogen.

Ein Geschenk für die Nachwuchsschauspieler.

Und wieder zurück zum Generikum. Nachwuchsschauspielende klänge wohl zu ungewohnt.

Für Leonard und Felix, die beiden Studierenden[,] ist es die zweite Arbeit mit Shakespeare.

Geschlechtsneutral Studierende – oder gerade studierende Studenten?

Ein bisschen wirken sie eingeschüchert [sic] von der Verehrung der Dozenten, aber gut finden sie den 450 Jahre alten Meister schon auch, der Klamauk und Psychologie zusammenbringt wie kein anderer.

Und schon wieder back to generisches Maskulinum: Dozenten statt Dozierende.

„Für mich ist das Ausschlag gebendste [sic],[sic] die Freude an der Verwandlung, die Verrücktheit und die große Chance, etwas über Sprache zu lernen, (…)

Aus diesem Beitrag könnte man lernen, dass geschlechtsneutrale Sprache vom Schreibenden eine Menge Konzentration verlangt. Statt neutrale Formen durchgängig zu verwenden, werden sie unnötigerweise (Studierende, wenn es um Studenten geht) oder einfach aus stilistischen Gründen alternierend verwendet (Studenten – Studierenden – Schüler – Studierende – Schauspieler), um Abwechslung in den Text zu bringen. Der Informationsgehalt geht dabei verloren, wird erst gar nicht transportiert oder verwirrend übermittelt, denn es lässt sich nicht mehr mit Sicherheit erkennen, wann tatsächlich die Tätigkeit des Studierens gemeint sein könnte. Bei der ganzen Geschichte zeigt sich zudem ein interessanter Nebeneffekt: Eine explizit weibliche Form wurde kein einziges Mal verwendet.

Was man der Welt gar nicht zugetraut hätte – sie zeigt angesichts dessen Humor.

http://www.welt.de/kultur/medien/article125426905/

Beachten Sie den letzten Satz des Artikels.

Der überwiegende Teil verlangt nur ein mittelmäßiges, allgemeines Sprachniveau.

Das schreibt Plusminus über die deutschen Länder, die ausländische Mediziner anwerben. Wer so etwas schreibt, sollte es besser machen. Doch in besagtem Text schafft Plusminus es, sage und schreibe 15 Fehler unterzubringen, die das Textverständnis teils stark beeinflussen – die vielen und wild durcheinander gesetzten typographisch korrekten und falschen Anführungszeichen und Gedankenstriche nicht mitgezählt. Kleine Kostprobe gefällig?

Wenn der Arzt kaum deutsch spricht ist das für Patienten

in einem hochsensiblen Bereich, wie dem Krankenhaus

Prof. Fred Weiser, der Präsident Verband der leitenden Krankenhausärzte Deutschlands findet

Optimaler Weise

Sprachprobleme wenn es

Small Talk-Niveau

Mediziner müssen damit weniger Sprachkenntnisse haben, als ausländische Lehrer

Martina Vorlickora hat besteht die Prüfung

Und an der Stelle denk ich, bedarf

dass nichts schief läuft

Fachlich gut aber

Eine Herausforderung, der sich Kliniken stellen müssen erzählt

der Anfang war schon so dass wir alle

meine Kollegen auf Station gesagt haben

Irgendwann ist es dann soweit

Vielleicht sollte man einmal darüber nachdenken, ob man die Rundfunkgebühren nicht auch in Sprachkurse für Mitarbeiter stecken könnte. Oder wie die Autorin schreibt:

Höchste Zeit für deutschlandweit höhere Sprachstandards.

Die Welt hat einen grammatikalisch wie orthographisch verunglückten Brief von Ministerpräsidentin Malu Dreyer an Bundeskanzlerin Merkel ausgegraben und genüsslich zerpflückt. In der Tat ist das Schreiben aus der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei in dieser Form hochnotpeinlich.

Vielleicht sollte ausgerechnet die Welt beim Thema Rechtschreibung jedoch lieber etwas leiser sein. Am besten ganz leise. Denn während der Stichprobe zu unserem Zeitungstest hatte es die Welt nicht geschafft, auch nur einen einzigen Artikel fehlerfrei zu veröffentlichen.

Wenn Tipps zur Rechtschreibung gegeben wurden, dann waren sogar die Tipps falsch. Und simpelste Zeichensetzung? Damit fangen wir am besten gar nicht erst an.

Das Deppenapostroph ist jetzt legal“, meldet Fefes Blog.

Das Deppenapostroph ist jetzt legal

Nun ja, „jetzt“ dürfte eine leichte Untertreibung sein. Die Regeländerung, die das Setzen eines genitivanzeigenden Apostrophs bei Eigennamen generell erlaubt (also nicht nur in den Fällen, in denen es unabdingbar ist, d.h. beim Zusammentreffen von Genitiv-s und Namen, die mit einem s-Laut wie s, z oder x enden), wurde 1996 mit der Rechtschreibreform eingeführt. Vor 17 Jahren.

PS: Es heißt der Apostroph. Und ans Satzende gehört ein Punkt (ganz am Ende).

Der Welt-Rechtschreibtest ist ja eigentlich schon beendet, aber vielleicht hätten wir dabei doch mal auf den Inhalt achten sollen. Beispielsweise darauf, was die Welt hier über die blind carbon copy – die vom E-Mailen bekannte BCC-Funktion – sagt:

So nannte man es, wenn an der Schreibmaschine beim Eintragen weiterer Empfänger das Kohlepapier herausgenommen wurde.

Klar. Wer erinnert sich nicht daran, wie man damals mit den Schreibmaschinen E-Mails verschickt hat: 2 Seiten Papier einspannen, Kohlepapier dazwischen, Empfänger draufschreiben, dann Kohlepapier rausnehmen, Papier nochmal ohne Kohlepapier einspannen und neuen Empfänger ergänzen. Dann die fertigen Seiten (auf einem Blatt Papier müssten nun 2 Empfänger stehen, wenn Sie die Anleitung richtig befolgt haben) einscannen und per Mail verschicken. Klassisches BCC.

Wegen der vielen Nachfragen: Den Begriff BCC gibt es erst, seit es E-Mails gibt. „Blindkopien“ in der Welt der Schreibmaschinen gab es nicht. Entweder man nahm Kohlepapier, um etwas zu duplizieren – oder eben nicht. Und für das nachträgliche Entfernen nahm man nicht die Rücktaste, sondern Korrekturflüssigkeit.

… wäre sie wohl bereit für die Rechtschreib- und Grammatikinsolvenz: Schauen Sie sich mal diesen kleinen Artikel an und versuchen Sie, alle Fehler zu finden.

  • wendeten sich ab statt wandten sich ab
  • bedeutenden statt bedeuteten
  • flott bekommen statt flottbekommen
  • zurück ziehen statt zurückziehen
  • betrieb statt betrieben
  • Die Anführungszeichen sind mal richtig, mal falsch.
  • Wer findet mehr?