Das Wort Fehler mit Kühlschrankmagnetbuchstaben geschriebenEigentlich kein schwieriges Wort im Deutschen: der Wert. Etwas hat einen Wert, ein Wert steigt oder fällt, oder z. B. der Wert einer Briefmarke. Ein Substantiv, wie es im Buche steht.

Alles könnte so schön sein, gäbe es das Wort – fast gleich aussehend – nicht dummerweise auch als Adjektiv. Als Adjektiv wird es mit kleinem Anfangsbuchstaben geschrieben, womit man es praktischerweise wiederum perfekt vom Substantiv unterscheiden kann.

Das Erstaunliche ist nun: Manche scheinen das Wort wert schlicht nicht zu kennen oder zu verwechseln – und schreiben dann stattdessen das Wort Wert, weil es so schön gleich klingt.

(…) ist (…) mehr Wert als Amazon

(Die Welt, 19.79.2014)

Einem ist in diesem Zusammenhang ein artikelloses Substantiv folgen zu lassen ist keine gute Idee, denn es schreit dann geradezu nach einem Eigenschaftswort (es ist groß, klein … wert). Sobald in wertvollen Sätzen ein ist auftaucht (oder alle anderen Formen von sein: war, gewesen …), sollten daher stets die Alarmglocken läuten.

etwas hat einen Wert
auf etwas Wert legen

Aber:

etwas ist viel wert
das ist es mir wert

Zumindestens – diesen Ausdruck hört man öfter mal von Beamten oder Personen, die versuchen, sich möglichst akkurat und buchstabengetreu auszudrücken. Offenbar halten sie zumindestens für die vollständige Form eines umgangssprachlich verkürzten „zumindest“. Dies ist aber nicht der Fall, zumindest ist keine Verkürzung, sondern ein reguläres Wort der Hochsprache – und „zumindestens“ gibt es gar nicht. Heraus kommt dadurch eine unnötige Kreuzung zwischen mindestens und zumindest.

Ironischerweise sprechen damit ausgerechnet diejenigen, die bewusst formal sprechen wollten, ganz bewusst Umgangssprache. Denn um nichts anderes handelt es sich bei „zumindestens“: um Beamten-Umgangssprache.

Aufgenommen ins Fehlerarchiv.

Warum haben so viele Schreibende Probleme mit der Null? Kaum jemand würde etwa auf die Idee kommen, „das waren Drei Prozent“ zu schreiben. Bei null gelingt das eigenartigerweise oft nicht.

Momentan liegt er bei Null Prozent

(Die Welt, 2.6.2014)

Die Null als solche schreibt man durchaus groß – also dann, wenn man z.B. die geschriebene Ziffer meint („die Null ist oval“) oder einen Nichtskönner („du Null!“). Geht es jedoch um den Zahlwert, dann ist immer Kleinschreibung angesagt.

Richtig wäre hier also gewesen: null Prozent.

Nach Abschluss der Arbeiten am Artikel zur Schreibweise von „wiederherstellen“ habe ich mich gerade gefragt, ob es wirklich angemessen ist, dieses Thema so breitgefächert abzuhandeln.

Doch offenbar ist es das, denn schon schneit wie zur Bestätigung die nächste Meldung herein, die gleich im ersten Absatz einen dicken Wortfehler produziert:

Der Artikel wurde wieder hergestellt.

(heise.de)

Herrgottnochmal – nein! Wenn es den Artikel bereits gab, er zwischendurch gelöscht wurde, und nun wieder auftaucht, dann wurde er entweder rekonstruiert oder wieder sichtbar gemacht – also wiederhergestellt.

Aus dem „Tagesspiegel“;, der über einen Trickdieb berichtet:

Als der 47-Jährige mit seinem vermeidlichen Gesprächspartner die Straße entlanglief (…)

Wäre Bastian Sick nicht schon beim Spiegel, man müsste ihn hinschicken.

Schneesturm lässt Stadiumdach einstürzen

Ein Spiegel-Online-Redakteur kennt offenbar das Wort Stadion nicht und baut stattdessen gleich dreimal Stadium ein.

Nachtrag: Was der Redakteur nicht weiß, wissen die Leser: Spiegel-Online hat nach dezenten Hinweisen im Leserforum nachgebessert.

Es gibt das Wort Vertrauen (ein Substantiv). Und es gibt das Wort vertrauen (ein Verb). Also eine 50-50-Chance für den Tagesspiegel, in der folgenden Zwischenüberschrift die korrekte Variante zu nehmen …

Sie haben’s vergeigt.

Wenn Sie sich ihre Nachrichten lieber selbst zusammenstellen wollen, dann gehen Sie am besten zum ZDF. Denn das bietet eine Art Baukastenartikelsystem an, aus dem sich der Leser seine Texte selbst zusammenreimen kann:

...habe sich zuetzt in Köln aufgehoben

Und, haben Sie’s gemerkt oder auch überlesen? Im selben Satz hält sich noch ein Fehler auf:

zuetzt

Und zu guter letzt etwas später im Text ein 1a-Service für den Leser:

21-Jährige Libanese war...

Hier darf man sich sogar den Artikel selbst aussuchen.

Manche wollen Vieles viel viel besser machen. Manchmal auch besserer. Aber selbst wenn man etwas unbedingt will, ist das noch keine Garantie, dass es auch klappt:

Arena-Chef viel vieles besser machen

Ach herrjeh, schon wieder die „Welt“;.

Die bietet anscheinend einen neuen Service. Statt selbst zu bestimmen, welche Wörter man für einen Artikel verwendet, darf sich jetzt der Leser selbst aussuchen, was er gerne hätte:

...den Kopf der seiner Nachbarin

Na, was hätten’s denn gern? Der oder Seiner? Oder doch beides?