Seit der Rechtschreibreform sind die Kommaregeln deutlich liberaler geworden. Kann-Kommas allerorten. So auch zwischen mit und bzw. oder verbundenen Hauptsätzen. Wo früher zwingend ein Komma hingehörte,

Sie ging ins Kino, und anschließend ging sie ins Restaurant.

geht es seit der Reform auch ohne:

Sie ging ins Kino und anschließend ging sie ins Restaurant.

?Dennoch ist es meist sinnvoll, das Komma weiterhin zu setzen. Warum? Weil beim Lesen klar wird, dass meist ein weiterer Hauptsatz folgt, wenn und auf ein Komma trifft. Die Satzstruktur wird besser transportiert. Das ist gerade bei komplexeren Sätzen äußerst hilfreich zum Lesen:

Sie ging ins Kino und …

An dieser Stelle weiß man noch nicht, wie es mit der Betonung weitergehen soll. Kommt noch eine Erläuterung (… kaufte Popcorn.)? Oder eine Aufzählung (… ins Café und ins Theater.)? Oder etwas anderes?

Sie ging ins Kino, und …

Hier hingegen wird bereits klar, dass die Stimme nach Kino abgesenkt werden kann – und z. B. eine Aufzählung beendet ist und ein neuer, zusammengehörender Abschnitt anfängt. Schon bevor man das Satzende gelesen hat.

Sie ging ins Kino, und die anderen gingen ins Theater.


Keine Wahl bei Nebensätzen und Aufzählungen!

Wo das und in einer Aufzählung als Alternative für ein Komma eingesetzt wird, steht natürlich nach wie vor niemals ein (zusätzliches) Komma.

Sie ging ins Kino, ins Café und ins Theater.

Und vor Nebensätzen, die mit und eingeleitet werden, steht weiterhin immer ein Komma,

Sie ging ins Kino, (und) meist allein.

denn das Komma ändert die Bedeutung des Satzes: Mit Komma geht sie alleine ins Kino, ohne Komma geht sie überall alleine hin (und außerdem ins Kino).


Pro Lesefreundlichkeit …

Die neue Kommaregel ist in der Tat einfacher zu lernen (im Wesentlichen: „vor und nie ein Komma“), aber gegenüber dem geübten Leser, der dadurch leichter lesen kann, ist es höflicher, das Kann-Komma zwischen zwei Hauptsätzen zum Kanngerneöfter-Komma werden zu lassen.