Bei einem gerade bearbeiteten Roman fiel es mir wieder auf: Viele Autoren übertreiben es mit der Kommasetzung bei Infinitivgruppen, bei denen der Infinitiv vorangestellt ist.

Den Krieg zu verlieren war nicht seine Absicht.

?Hier würden viele unnötigerweise ein Komma zwischen verlieren und war setzen. Das jedoch würde den Satz auseinanderreißen, ihn ohne Sinn fragmentieren (weder Den Krieg zu verlieren noch war nicht seine Absicht wären für sich genommen komplett, ein Komma würde zu einer Sprechpause führen, die den Lesefluss unnötig bremst, und die Betonung ungewollt vom ersten Teil weglenken).

Seit der Rechtschreibreform ist ein Kommma hier zwar erlaubt (ein sogenanntes Kann-Komma), um zu gliedern oder Missverständnisse auszuschließen, doch die Gefahr einer Fehldeutung besteht in diesem Beispiel nicht. Warum entscheiden sich viele trotzdem für ein Komma? Weil umgekehrt, bei nachfolgendem Infinitiv, ebenfalls ein Komma möglich, aber auch sinnvoller ist, um die Satzgliederung zu verdeutlichen:

Es war nicht seine Absicht, den Krieg zu verlieren.

Hier ist der erste Teil komplett und die Betonung passt auch bei Kommasetzung. Aber Vorsicht: Bei Einleitungen mit z.B. als, statt oder um wird das Kann-Komma sogar zum Pflicht-Komma.

Um den Krieg nicht zu verlieren, änderte er die Strategie.

Ebenso wird ein Komma zwingend notwendig, sobald ein einleitendes Wort wie das hinzukommt, das den nachfolgenden Nebensatz komplettiert:

Den Krieg zu verlieren, das war nicht seine Absicht.

Ansonsten sollte bei vorangestellten Infinitivgruppen generell besser kein Komma gesetzt werden.