Eine Twitterkonversation mit lieben Kollegen brachte es gerade an den Tag: Wie schrieb man früher eigentlich „es tut mir leid“;? Die Orthographie von „leidtun“; hat sich in den letzten 20 Jahren so oft geändert, dass heute sogar Lektoren damit durcheinanderkommen.

sIn der „alten Rechtschreibung“; war die Sache noch klar, da schrieb man „es tut mir leid“;.

Mit der Rechtschreibreform von 1998 kam die Wende. Gemäß § 34 E3 (5) der nun amtlich kodifizierten Rechtschreibregeln wurde aus dem kleinen ein großes Leid, obwohl sich die Grammatik nicht geändert hatte: „Es tut mir Leid“;. Es war eine der Änderungen der Reform, die nicht nur Sprachsensible mit offenem Mund dastehen ließen.

Das Grauen währte bis 2004: Hier wurden erstmals die schlimmsten Sünden der 1998er-Reform rückgängig gemacht. Von nun an war auch die traditionelle Schreibweise „es tut mir leid“; parallel zur neuen Großschreibung offiziell wieder gestattet. Somit existierten zwei gültige Schreibweisen nebeneinander, ganz nach Belieben des Schreibenden.

Schon zwei Jahre später, 2006, wurde der Irrweg der Großschreibung für Adjektive dann völlig aufgegeben, seitdem ist wieder die bewährte Schreibweise „es tut mir leid“; die einzig richtige.

Das Ganze noch mal als kleine Übersicht:

• bis 1998: Es tut mir leid
• 1998–2004: Es tut mir Leid
• 2004–2006: Es tut mir leid/Es tut mir Leid
• seit 2006: Es tut mir leid

Da sage noch mal jemand, Rechtschreibung wäre durch die Rechtschreibreform einfacher geworden. 😉

Das Wort Fehler mit Kühlschrankmagnetbuchstaben geschriebenOh, das tut weh. Ausgerechnet bei der FAZ, die sich lange, lange gegen die Rechtschreibreform zur Wehr setzte und irgendwann doch vor der Leserschaft und den Schreibgewohnheiten der eigenen Autoren kapitulierte – und nicht nur die Frakturschrift abschaffte, Bilder auf Seite 1 einführte, sondern schließlich auch auf neue Rechtschreibung umstellte. Ausgerechnet bei der FAZ liest man nun das einzige der ß/ss-Wörter, das entgegen dem Trend von der Rechtschreibreform nicht angetastet wurde und das sein Eszett trotz vorangehendem kurzen Vokal behalten durfte (weil Litfaß ein Eigenname ist), mit dreifachem S, in einer Reihe mit der schnöden Schifffahrt und dem schlimmen Messstab:

Litfasssäulen

(FAZ.net, 16.6.2014)

Argh! Schämt euch, FAZ!

Das Dschungelcamp verliert DJ Tomekk und Bild.de verliert die Übersicht, was alte und was neue Rechtschreibung ist:

im unklaren

Im Unklaren schreibt man nun groß.

Nun können auch Grundschüler wieder die FAZ lesen: Die letzte Bastion klassischer Rechtschreibung fällt.

(Alle Linktipps auf der „Strickleiter“;)