Es besteht bei vielen Schreibenden generell ein Hang zum Unterschlagen von Bindestrichen. Manche sagen, das kommt durch den Einfluss des Englischen, andere sagen, das kommt durch die Werbung und noch andere sagen, dass das schon immer so war. Tatsache bleibt: gerne werden zwischen Wörtern Bindestriche vergessen, wo eigentlich welche hingehören.

Nur ganz selten sieht man es, dass Bindestriche gesetzt werden, wo keine hingehören. So auch in der Welt:

Porno-erfahrene-Glücksraddreher


Na, welcher Strich ist falsch? Richtig, der zweite. Und theoretisch könnte man auch auf beide verzichten, dann käme man zu einem pornoerfahrenen Glücksraddreher – allerhöchstens vielleicht moralisch brisant, aber völlig korrekt nach alter und neuer Rechtschreibung.

Auch beim Tagesspiegel hat man offenbar die Komposita verlernt:

Palästinenser Gebiete

Der Leser darf sich die Bedeutung selbst basteln: Man könnte z.B. ein Komma setzen:

Palästinenser, Gebiete

Das wäre dann allerdings falsch, denn „gebieten“; schreibt man hier nicht groß. Man könnte aber auch zwei Punkte anbringen:

Palästinenser. Gebiete.

Was leider keinen Sinn ergibt. Wie wär’s also einfach mit einem Bindestrich?

Ich möchte ja nicht schon wieder auf der Welt herumhacken, aber dort sorgen angeblich die

Altlasten einer Autobatterie

für eine Gesundheitsgefährdung. Ach nein, stopp, der Satz ging ja noch weiter: Die Altlasten einer

Autobatterie Firma

Da war der Lesefluss aber leider schon in den Brunnen ge fall en.

schreibt heute die Frank Furter Rund Schau:

Transrapid Hersteller

Irgend wie in kon se quent.

Ästhetisches Empfinden und Designaspekte über Verständlichkeit?* Ja, warum eigentlich nicht, wenn ein Kreativer damit seine Kreativität ausdrückt. Ärgerlich jedoch, wenn der Lesefluss dadurch gestört wird. Fatal, wenn das Geschriebene unverständlich wird. Und unglücklich, wenn man damit seinen Besuchern suggeriert, man verstünde nichts von Rechtschreibung oder würde keinen Wert darauf legen.

* = Appell von Dr. Web, der mit deppenleerzeichenenthaltendem Deppen Leer Zeichen Enthaltendem Beispiel („Dr. Web Weblog“;) vorangeht.

Fehler-Haft.de warnt dringend vor Nachahmung, auch bei Überschriften! 😉

Nachtrag: „Lars“; formuliert es noch eloquenter:

Dieser Eintrag ist mit Abstands der blödsinnigste, der mir in dieser schrecklichen Web 2.0/3.0-Welle untergekommen ist.
Nachsitzen.

Suchen Sie sich einfach irgendwas von der Bedeutung heraus, wird schon passen:

Internet
Internet Explorer
Internet Explorer Alternative
Internet Explorer Alternative Opera
Internet Explorer Alternative Opera Browser

Glückwünsche an Winfuture. Mehr fehlende Bindestriche in einem Satz gab’s sonst noch nirgendwo.

Extra-Service für Winfuture-Autoren: (Glück Wünsche an Win Future. Mehr fehl Ende Binde Striche in Ei nem Satz gab es sonst noch nirgend wo.)

Bei der Ebay-Alternative Hood traut man sich wirklich einiges. Einerseits Ebay Paroli zu bieten, andererseits… andererseits springt einem gleich auf der Startseite derzeit dieses Banner entgegen:

ONLINE AUKTIONEN KOSTENLOS

…bergen ein hohes Risiko, damit auf die Nase zu fallen. Gerade dann, wenn die zu übersetzende Sprache der deutschen recht ähnlich ist – oder die zu übersetzenden Phrasen sogar als Lehnwort bereits im Deutschen existieren. So zum Beispiel der englische Begriff digital rights management. Dafür hat sich auch hierzulande die Bezeichnung Digitales Rechtemanagement geprägt. Die Telepolis hingegen bleibt näher am „Original“;:

Digtales Rechte Management

Sieht zwar aus wie Deutsch, ist aber keines.

Komposita (Zusammenschreibungen) werden in Deutschland zusammengeschrieben, auch nach der Rechtschreibreform, deshalb heißen sie ja auch Komposita. Aus einer Flasche, in die anderthalb Liter reinpassen, wird deshalb eine „Anderthalbliterflasche“;! Nicht

eine anderthalb Liter Flasche

Der Inhalt der Flasche mag zwar auch in dieser lustigen Schreibweise noch flüssig sein – flüssiges Lesen ist bei SpiegelOnline so aber definitiv nicht mehr möglich.

Deutsche Wörter haben es heutzutage nicht leicht in der deutschen Sprache. Durch den Einfluss vor allem des Englischen sehen sich immer mehr Schreibende offensichtlich dazu veranlasst, eigentlich zusammengehörende Wörter (die sogenannten Komposita) auseinander zu schreiben. Das nimmt stellenweise solche Ausmaße an, dass sich sogar ganze Webseiten nur diesem einen Thema widmen.

Aber es gibt eben doch sowas wie ausgleichende Gerechtigkeit. All denjenigen, die sich sonst immer über die vielen falschen Leerzeichen ärgern, sei heute einmal Genugtuung vergönnt. Und es sei ihnen gezeigt, was passiern kann, wenn man einmal zu oft auf den falschen Auseinanderschreibungen herumreitet:

...den neuen James-Bond Daniel Craig

„James Bond“; ist sicherlich ein fester Begriff, trotzdem in diesem Zusammenhang noch lange kein Eigenname – James Bond bleibt hier James Bond – und der Leser der RPonline schlau genug, auch bei vier aufeinander folgenden Namen zu erkennen, wer da gemeint ist, ohne dass man ihm durch falsche Bindestriche dabei helfen muss.